Der schlanke, helle Turm der Stadtkirche St. Egidien (Ersterwähnung 1286) direkt neben dem Schloss ist schon von weitem sichtbar. Seit über 500 Jahren ist sie das Zentrum des Kirchgemeindelebens. ln den Sommermonaten verweilen hier auch viele Touristen.
Die Stadtkirche ist dem Heiligen Ägidius geweiht. Der Legende nach ernährte ihn eine Hirschkuh mit ihrer Milch, als er an ihrer Stelle mit einem Pfeilschuss verwundet wurde. 1430 wurde die Kirche durch Hussiten eingeäschert. Stehengeblieben war vermutlich nur der Hohe Chor (Aitarraum) mit seinem Rippennetzgewölbe aus Rochlitzer Porphyr. Nach dem großen Stadtbrand 1504 errichtete man die Kirche neu. Es entstand das heutige Hauptportal. Besonders auffällig ist das Sternengewölbe in der Vorhalle. Das Geläut (drei Glocken) musste ebenfalls ersetzt werden. Nur die Taufglocke ist jünger: Sie wurde im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen und 1957 ersetzt. An der Nordwestwand wurde 1707 der Treppenturm angebaut. 1811 erhielt die Kirche ihre heutige Gestalt.
Der Altar ( 193 I erneuert) wurde von der Kurfürstin Sophie 1595 gestiftet. Das Mittelbild zeigt die Auferstehung Christi von Zacharias Wehme (1598), einem Schüler von Lucas Cranach. In der Vorhalle befindet sich eine Gedenktafel für den Luther-Freund und Mit-Reformator Wenzeslaus Linck ( 1483-1547). Colditz war bereits 1518 evangelisch, ein Jahr nach dem Thesenanschlag in Wittenberg. Im Jahr 1876 errichtete Wilhelm Eduard Schmeisser auf der Westempore ein neues mechanisches Orgelwerk. Diese Orgel erklingt bis heute. 1931 erhielt sie eine pneumatische Traktur, 1964 wurde sie umdisponiert.